Parpaner Rothorn | Lantsch / Lenz

Der ca. 10m lange, taube, Versuchsstollen liegt auf 2610 müM und stammt aus dem 19. Jahrhundert, denn es sind noch Bohrlöcher sichtbar und auch Dokumente um 1810 belegen diesen Abbau. Vermutlich versuchte die Gewerkschaft das Erzvorkommen im Totälpli aus der Zeit der Vertemati zu unterfahren.

Eine kleine Schutzhütte von 1.5x1.5m liegt oberalb des Stollens, auf 2625 müM unter einem kleinen Felsvorsprung.

Ein 4x5 Meter grosser Platz befindet sich bei Pkt. 764489/179863 auf 2570 müM.

Gemeinde Lantsch / Lenz
Lokalität Parpaner Rothorn
Bezeichnung Tschaingels
Gegenstand Erzabbau Untertag
Erz Kupfer
Position LV03 (Ost): 764960 / LV03 (Nord): 179835

Details

Folgt man dem heutigen Wanderweg von der Alp Scharmoin hoch gegen Tschaingels (Skizze grün) und weiter gegen das Totälpli, muss der Weg auf ca. 2400 müM verlassen werden. Von diesem Punkt aus kann man über die steilen Grasnarben in das nördlich zum heutigen Fussweg gelegene Tobel gelangen. Steigt man nun den Grasnarben hoch, finden sich erste Wegspuren (Skizze rot), welche auf die nördliche Seite des Tobels führen. Zum Teil sind die Wegspuren im Fels noch gut erhalten. Folgt man diesen Wegspuren weiter, gelangt man auf einen kleinen Grat mit einer ca. 4x5 Meter (Skizze Nr.1) grossen Ebene, welche zum Teil ausgesprengt wurde. Es ist anzunehmen, dass hier eine kleine Hütte stand.

Von diesem ebenen Platz  quert man leicht hochsteigend in die Mitte der steilen Runse. Das grosse Tobel trennt sich auf und man muss in den mittleren Felszug queren. Bald lässt sich der Eingang zum Versuchsstollen auf 2625 müM erkennen (Skizze Nr. 2).

Der knapp 10 Meter lange Stollen ist ausgesprengt und liegt im tauben Fels. Vermutlich wollte man das Erzlager vom Totälpli unterfahren.

Ca. 50 Meter senkrecht über dem Stollen sind die Überreste einer kleinen Schutzhütte mit einem Grundriss von 1,5x1,5 Meter erkennbar (Skizze Nr. 3). Diese liegt auf 2625müM. Vermutlich erfolgte der zustieg zu dieser Schutzhütte im 16. Jh. vom Totälpli her. Denn nur wenige Meter oberhalb der Schutzhütte befindet sich eine Vererzung, welche mittels Stollen (heute verstürzt) abgebaut wurde.

Geschichte

Konkrete geschichtliche Hinweise über den Erzabbau im 15./16. Jh. sind keine bekannt. Es muss angenommen werden, dass dieser Abbau im steilen Westhang vom Totälpli im Zusammenhang mit dem grossen Abbau im Totälpli gestanden haben muss. Denn die Verlängerung der Stollen vom Totälpli führen direkt in die steile Runse mit den genannten bergbaulichen Überreste.

Erst im Jahre 1806, als die Bergwerksgenossenschaft unter Landamman Peter Demenga gegründet wurde, wurden die Stollen am Rothorn ausgeräumt. In einer Überlieferung von Geologe B. Studer wird bemerkt, dass Escher diese Minen besuchte, denn er erwähnt eine elende Hütte, welche den Bergknappen zur Übernachtung diente.

Aus einem Bericht im Freien Rätier vom 3. Juli 1920 geht hervor, dass eine Gruppe mit Seilen ausgerüstet vom Totälpli her in die steilen Felsen hinunter stiegen. Dabei entdeckten sie die Fundamentreste eine Hütte von ca. 2x2m. Es wird auch von zwei ausgemeisselten Löcher erzählt, welche von der Dachkonstruktion stammen. Weiter fanden sie auch Reste von verkohltem Holz und Eisenstücke. "Wie ein Adlerhorst sah dieses menschliche Obdach in einer Höhe von ca. 2700Metern an der Felswand noch in der zerrissenen Westseite des Parpaner Rothorns aus." Weiter wird im Bericht von einem Stollen geschrieben, welcher jedoch nach wenigen Metern verschüttet war. Es wurde auch Grubenholz gefunden.

Im Bericht von Bruno Heim, vom 20. August 1969 schreibt er, dass er noch Grubenholz aus alten Zeiten vorfand.

Illustrationen

Titel Übersicht der Stollen im Totälpli und Tschaingels
Gemeinde Lantsch / Lenz
Lokalität Totälpli
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 2017
Titel Übersicht und Zugang zum Bergwerk
Gemeinde Lantsch / Lenz
Lokalität Tschaingels
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 2016
Titel In der Bildmitte das schwarze Loch des Stolleneinganges
Gemeinde Lantsch / Lenz
Lokalität Tschaingels
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 2016
Titel Der Stolleneingang auf 2625müM zum ca. 10m langen Versuchsstollen
Gemeinde Lantsch / Lenz
Lokalität Tschaingels
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 2016
Titel Blick von der Stollenbrust gegen den Eingang
Gemeinde Lantsch / Lenz
Lokalität Tschaingels
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 2016
Titel Die Gundmauern der kleinen Schutzhütte au 2610müM
Gemeinde Lantsch / Lenz
Lokalität
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 2017
Titel Platz von 4x5m auf 2570 müM
Gemeinde Lantsch / Lenz
Lokalität
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 2017
Titel Übersicht der noch sichtbaren Überreste fotografiert vom Platz aus
Gemeinde Lantsch / Lenz
Lokalität
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 2017
Titel Luftaufnahme mit dem eingezeichneten Grubenweg zum Platz (1), Stolleneingang (2), Schutzhütte (3)
Gemeinde Lantsch / Lenz
Lokalität Tschaingels
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 2018
Titel Vererzung im Westhang Tschaingels, welche sich zur Schutzhütte hinunterzieht.
Gemeinde Lantsch / Lenz
Lokalität Tschaingels
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 2018

Literatur

Titel Verfasser Seiten Jahrgang  
Das Bündner Oberland, oder, der Vorderrhein mit seinen Seitentälern Theobald Gottfried 1861 
Die Erzminen am Parpaner Rothorn 1920PDF
Die Erzminen am Parpaner Rothorn unbekannt 1920 
Das Parpaner Rothorn unbekannt 1872 
Gold am Parpaner Rothorn Heim Bruno 1969 
Bergwerke und Bergbau in Graubünden Fravi Paul 1-25 1978 
Grenzbrief zwischen Obervaz und Churwalden 1489 
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