Surmin | Filisur

Nur wenige Meter oberhalb dem RhB Bahngeleise befinden sich bereits die untersten Stollen vom Kupferabbau Surmin. Steigt man im Wald der Felswand entlag hoch bis auf ca. 1380 müM erreicht man den untersten Stollen vom oberen Abbau. Über leichte Felskletterei gelangt man zu den oberen Abbauen, welche sich bis auf 1420müM befinden. Der Zustieg zu beiden Abbauen ist gefährlich aufgrund des Steinschlages. Weiter ist zu berücksichtigen, dass man sich oberhalb der Bahnlinie befindet und Steine ungehindert auf das Geleise stürzen können.

Gemeinde Filisur
Lokalität Surmin
Bezeichnung Surmin
Gegenstand Erzabbau Untertag
Erz Kupfer
Position LV03 (Ost): 773560 / LV03 (Nord): 170325

Details

Aus den unteren Stollen konnten drei Leseholzproben in die Zeit zwischen 1478 und 1581 datiert werden. Der eigentliche Abbau Surmin befindet sich in der Felswand von 1380-1420 müM. Zwei Leseholzproben konnten in die Jahre 1478 und 1565 datiert werden. Die Struktur des Abbaues ist typisch für diese Zeit. Man baute das Erz in Nischen ab. Die Stollen sinken von den Eingängen sehr steil hinunter ins Innere des Berges. An ettlichen Stellen ist Grubenholz im Schutt auffindbar.

Der untere Abbau befindet sich bei Pkt. 773455/170227 und ist ein kleiner Abbau.

Der obere Abbau beginnt mit dem untersten kleinen Stollen bei Pkt. 773619/170341, auf 1380 müM.

Die oberen Stollen (Hauptabbau) werden nur über leichte Kletterei erreicht. Diese liegen 30m über dem unteren Stollen.

 

Geschichte

  • Am Sonntag nach dem Dreikönigstag 1565 pachteten Martin Rosenthaller aus Nürnberg und Hans Toblun aus Filisur die Bergwerke auf 50 Jahre. Ausgenommen war die Grube von Steffen Büchel.
  • Am 20. September 1566 pachteten Johanes Vogler und Rudolf Wüssenbach aus Zürich zusammen mit Martin Rossenthaller die Bergwerke von der Gemeinde Filisur. Ihnen war es erlaubt die Erze zu gewinnen und diese zu schmelzen. Der jährliche Pachtzins war auf 40fl festgelegt.
  • Vom 11. Dezember 1567 datiert ein Gerichtsentscheid zwischen Johannes Vogler, Rudolf Wüstenbach, dem Vogt Ludwig Meyer. Offensichtlich muss die Schmelze in Verfall geraten sein aufgrund des Todes von Rosentalers. Ob die Gruben auf Surmin in Betrieb waren geht daraus nicht hervor.
  • Am 8. Mai 1568 pachteten Johannes Vogler und Rudolf Wüttenbach aus Zürich die Bergwerke auf dem Gemeindegebiet von Filisur. Ihnen war es erlaubt die Erze abzubauen, in einem Schmelz- und Hüttenwerk zu verarbeiten und auch Mühlen, Sägewerke und Stampfen zu errichten.
  • Am 6. März 1577 schloss Hans Rudolf Wegerich mit der Gemeinde Filisur ein Pachtvertrag ab zum Betrieb einer Schmelze und den Erzabbau auf dem Gemeindegebiet. Der jährliche Pachtzins betrug 16fl.
  • 1578 und 1579 liess von Salis das Erz von Buffalora, Bernina und Sils im Engadin nach Filisur transportieren. Das gewonnene Kupfer wird über den Albula nach Samaden und weiter nach Cleven transportiert.
  • Von 1586 stammt eine Klage bezüglich Wasserrechte. Darin wird die Lokalität der Schmelze Filisur mit "XXX d'ova" resp. "zo d'ava" bezeichnet, wo 1840 zwei Mühlen und eine Wasserschmiede standen.
  • 1590 fand in Filisur die Revormation statt.
  • Interessanterweise findet sich im Tagebuch von Christian Gadmer kein Hinweis auf das Bergwerk oder Schmelze in Filisur.
  • Am 21. Juni 1606 unterzeichnete von Sails ein Vertrag mit den Vertemati-Franchi als Mitbesitzer der Schmelze Filisur und den Bergwerken in Sils im Engadin und Bernina.
  • Am 10. Februar 1607 bot Georg Siberer aus Brixleg an als Probierer nach Filisur zu kommen. Kurz darauf kam er auch nach Filisur.
  • 1607 wurde Baschi Grunenwald als Schmied in Filisur eingestellt.
  • Am 23. Mai 1608 wurde Christian Hendersteir aus dem Elsass als Probierer in Filisur angestellt.
  • Um 1608 wurde das Erz der Alp Alvaneu, Schmitten, von Davos, Schifer und Brienz nach Filisur transportiert. Weiter waren die Stollen St. Tanan, St. Barbara, St. Catarina und St. Toman erwähnt, von welchen das Erz zur Schmelze nach Filisur transportiert wurden. Angeblich stand um diese Zeit in Schmitten noch kein Schmelzofen.
  • Am 26. September 1610 erstellte Hans Krig ein Gutachten über das Hüttenwerk Filisur.
  • Im Juli 1611 schloss von Salis ein Vertrag ab mit Friedrich Nussbaum aus Prag. Darin versprach Nussbaum durch den Spiritus Veneris Eisen in gutes Kupfer umwandeln zu können.
  • Vom 29. Juli 1611 datiert ein Gerichtsurteil zwischen Hans von Salis, Nicolas und Otavio Vertema einerseits und Friedrich Nussbaum andern Seits, aufgrund der leeren alchimistischen Versprechungen von Nussbaum.
  • Aus der Zeit von 1612-1618 existieren Verträge über die Lieferung von gewaschenem Erz vom Silberberg zur Schmelze in Filisur. Effektiv wurde dies dann in der Zeit von 1614-1616 genutzt.
  • Ab März 1612 erschienen die Vertemate nicht mehr in den Urkunden. Möglicherweise waren sie mit den Versprechungen von Nussbaum nicht mehr einverstanden.
  • Am 11. März 1612 schloss Schauenstein mit von Salis einen Vertrag ab zur Lieferung aller Silber- und Kupfererze von Ursera in die Schmelze von Filisur.
  • 1613 wurde das Erz von Ursera in der Schmelze von Filisur verhüttet.
  • Die Erze vom Schams, nämlich Silber, Kupfer und möglicherweise auch Blei wurde von 1614 bis 1616 in Filisur verhüttet. Die Bleierze vom Silberberg wurden 1618 auch in der Schmelze Filisur verhüttet.
  • Am 27. März 1618 schloss von Salis einen Vertrag ab mit Jöri Eblis aus Chur und wurde damit Mitinhaber der Schmelze Filisur.
  • Im Mai, Juni und November 1618 wurden total 560 Zentner Erz vom Silberberg nach Filisur in die Schmelze transportiert.
  • 1618 wurde von Salis durch den Tod der Vertemate alleiniger Besitzer der Schmelze Filisur.
  • Am 14. November 1618 übergab von Salis das Schmelzwerk zur Verwaltung an Ebli.
  • Im Januar 1619 gingen Klagen ein gegen von Salis und Ebli betreffend ausstehender Zahlungen.
  • Im Vertrag vom März 1619 zwischen von Salis und den Gläubigern wurde das Schmelzwerk "Villisur" erwähnt.
  • Erst anfangs 17. Jh. tauchte in Filisur ein eigener Probierer, Georg Sieberer auf. Es dürfte derselbe sein, welcher von 1622-26 in den Lohnlisten der Schamser Bergwerke als Probierer genannt wurde.
  • Am 26. April 1619 stand Oerber im Kontakt mit Vicari Johann v. Salis im Kontakt betreffend Mitbeteiligung an der Schmelze Filisur. 
  • 1627, nach dem Tod von von Salis, wurden seine Güter durch die Gemeinde Bergün festgehalten und als sein Eigentum erklärt.
  • Am 27. Januar 1665 wurde Fluri Fries aus Chur Teilhaber der Schmelze Filisur.
  • Am 10. Oktober 1673 pachtete Georg Jochen Veni die Erzgruben auf 10 Jahre.
  • In der Bergrelation von 1683 wurde die Schmelzhütte neben Filisur erwähnt mit zwei Schmelzöfen, vier Blasbälge, einem Röstofen und einer Schmiede. Johann Fries aus Chur wurde als Inhaber der Schmelzhütte Filisur angegeben. Das Erz stammte aus den Gruben von Schmitten und Zillis.
  • Am 19. Februar 1693 wurden die Bergwerke und Erzgruben der Gemeinde Filisur dem Zürcher Dr. Philipp Heidegger verpachtet.
  • Johann Jakob Scheuchzer erwähnte 1707 den Abbau von Silber, Kupfer und Blei sowie Eisen bei Filisur seit 1618.
  • 1619 verhandelte Oerber mit Johann von Salis-Samaden über eine Beteiligung am Werk in Filisur.
  • Scheuchzer erwähnte 1752 Kupfererze nicht weit von Filisur in ihrem Bannwald.
  • 1737 pachete ein Le Maire aus Neuenburg die Bergwerke Filisur.

Illustrationen

Titel Übersichtskarte der beiden Abbaue bei Surmin
Gemeinde Filisur
Lokalität Surmin
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 2018
Titel Die Grubeneingänge nur wenige Meter oberhlab des Bahngeleises
Gemeinde Filisur
Lokalität Surmin
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 2008
Titel Der Stolleneingang im oberen Bereich
Gemeinde Filisur
Lokalität Surmin
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 2008
Titel Der Grubeneingang im oberen Bereich
Gemeinde Filisur
Lokalität Surmin
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 2008
Titel Die steile Runse kurz vor dem oberen Stollen
Gemeinde Filisur
Lokalität Surmin
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 2009
Titel Azurit vom oberen Abbau
Gemeinde Filisur
Lokalität Surmin
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 2009

Datierte Holzproben

Holzprobe Nr. Beschreibung Datierung Spezies
02.076.030.000 Brett 120x40mm 1478 Lärche LADE Larix decidua Mill.
02.075.030.000 Brett 180x25mm 1628 Lärche LADE Larix decidua Mill.
02.007.030.000 Holzstück Lärche LADE Larix decidua Mill.
02.004.030.000 BW, Brett 20x80mm 1478 Lärche LADE Larix decidua Mill.
02.003.030.000 BW, Keil 35x100mm 1544 Lärche LADE Larix decidua Mill.
02.002.030.000 BW, Brett, Kernbohrung 1581 Lärche LADE Larix decidua Mill.
04.077.030.030 Stamm mit Rinde, r=30mm 1565 Fichte PCAB Picea abies (L.) Karst.

Literatur

Titel Verfasser Seiten Jahrgang  
Neuigkeiten aus der Grube Surmin Rehm Jann 6-7 1980 
Erzlagerstätten und Bergbau im Schams, in Mittelbünden und im Engadin Escher Eduard 5-118 1935 
Beschreibung der Natur-Geschichte des Schweizerlandes Scheuchzer Johann Jacob 26-40 1707PDF
Über den Bergbau in Bünden (Original Staatsarchiv Graubünden B 1748) Salis-Marschlins, Ulysses 491-562 1806PDF
Vertrag über Eigentumsrechte zwischen Dr. Philip Conrad Heidegger und der Landschaft Schams, bescheinigt durch Junker Johan Caspar Haab Heidegger Philipp Conrad 1695 
Pachtvertrag zwischen der Gemeinde Filisur und Philipp Heidegger betreffend aller auf dem Gemeindegebiet befindlichen Bergwerke Schmidt Hanset L. Gemeindeammann 1693 
Lehensvertrag zwischen Georg Joch Viem und der Gemeinde Filisur 1673 
Fluri Friess tritt die Nachfolge von Johann Adelberg in der personellen Besetzung der Bergwerksgesellschaft Filisur an 1665 
Schiedsspruch betreffend die Abgaben für die Bergwerke bei Filisur 1565 
Einfalte Delineation aller Gemeinden gemeiner dreien Bünden Sererhard Nicolin 1872 
Bergwerksakten über Schmelze Filisur, Bergwerke im Schams, Tamins, Bernina, Borgogno unbekannt 1565 
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