Bellaluna | Filisur


Die Schmelzanlge aus dem Beginn des 19. Jh. ist heute zuerschnitten durch die Talstrasse. Südlich der Strasse steht das markante Verwaltungsgebäud und auf der nördlichen Talseite befinden sich die alten Verhüttungsanlagen. Lieder wurde die Schmelzanlage im Bereich der heutigen Strasse zerstört.

Auf der Übersichtskarte sind:

1) Verwaltungsgebäude

2) Röstöfen

3) vermutlich das Gebäude mit dem Zinkofen

4) Wasserkanal

Gemeinde Filisur
Lokalität Bellaluna
Bezeichnung Bellaluna
Gegenstand Aufbereitung, Röstofen, Schmelzofen, Verhüttung
Erz
Position LV03 (Ost): 774255 / LV03 (Nord): 169550

Details

Ein Wasserkanal lieferte das Wasser vom Val da Stugl zur Schmelzanlage. Dieser Kanal beginnt bei Pkt. 774548/169449 und endet oberhalb der Schmelzanlage bei Pkt. 774320/169540. Hier, am Ende des Wasserkanals (beim Hochspannungsmast) scheint ein Wasserschloss gewesen zu sein. Denn es scheint, dass der Überlauf vom Wasserkanal weiter führte in das kleine Tobel, oder senkrecht hinunter zur Schmelzanlage. Der Höhenunterschied von ca. 60 Meter hinunter zur Schmelzanlage könnte mittels hölzernem Kanal überwunden worden sein. Damit wäre es möglich gewesen ein Wassertrommelgebläse zu treiben. 

Der horizontale Wasserkanal hatte ein Querschnitt von 60cm Breite und 50cm Tiefe. Dieser war mit Steinen ausgekleidet.

Die Schmelzanlage ist (2018) sehr einsturzgefähret.

Aus der Versteigerungsanzeige vom 3. April 1852 geht hervorr, dass es sich um ein Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäude, einem Schmelzgebäude, einem 40 Fuss hohen Hochofen mit Vorbereitungen zur Giesserei, einem Winderhitzungsapparat, einem Zylinder Gebläse, einer Frischhütte mit Frischherd, Strecke- und Kleinfeuer und den dazugehörenden Gross- und Kleinhammer und die dazu benötigte Wasserleitung.

 

Geschichte

  • Am 2. Juli 1811 schloss die Gesellschaft "Societa da minieras" unter der Leitung von Dr. Chr. Trümpi aus Glarus einen Kaufvertrag mit der Gemeinde Filisur ab für die Waldnutzung um Bellaluna.
  • Am 29. Juli 1811 schloss dieselbe Gesellschaft ein Vertrag mit den Gemeinden Bergün und Latsch ab für die Wiederaufnahme des Erzabbaues von "Foppas da Chinols".
  • 1818 pachtet Johannes Hitz den Zinkofen von Klosters und darauf auch den Zinkofen in Bellaluna auf 4 Jahre.
  • 1819 übernahm Landamman von Salis das Schmelzwerk und begann mit der Zinkdestillation mit Erz aus dem Silberberg.
  • Die Schmelz- und Frischhütte bestand aus einem Wohnhaus, einem Frischgebäude mit Frischherd, einem Grobhammer, einem Rennherd, einem Streckhammer, ein Waffenfeuer und den dazugehörenden Hämmer, einem Blasofen, welcher abgerissen wurde zum Bau eines Frischfeuers mit erhitzter Gebläseluft. In einem Hochofengebäude bestand auch die Vorrichtung für eine Giesserei. Diese Gebäude wurden für 80'000 Franken versichert.
  • Das Schmiedegebäude besass ein Wassertrommelgebläse mit 18' Fall und zwei grosse Hammerwellbäume.
  • Das Wasser wurde vom Stulserbach abgeleitet, da dieser bei starkem Frost nie zufrohr.
  • 1822 verlängert Johannes Hitz den Pachtvertrag um weitere 10 Jahre.
  • Am 1. September 1826 schloss die Gesellschaft mit der Gemeinde Filsur auf 50 Jahre ab zur kompletten Abholzung des Waldes.
  • Ähnliche Verträge wurden mit den Gemeinden Surava und Brienz abgeschlossen.
  • Nach dem Konkurs von Johannes Hitz im Jahre 1830 übernahmen die Gewerken, Bürgermeister Albertini und R. Abys die Leitung. Sie entschlossen sich die Erzvorkommen in der Region von Bergün abzubauen. Die Schmelzöfen im Schmelzboden wurden abgebrochen und mit den Ziegelsteinen wurde die Schmelze in Bellaluna aufgebaut.
  • Nach Albertini (1835) stand in Bellaluna eine Schmelz- und Frischhütte, ein Wohnhaus und ein zweckmässig eingerichtetes Frischgebäude mit einem Frischherd nebst einem Grobhammer, ein Rennherd nebst Steckhammer und ein Waffenfeuer. In diesem Gebäude stand auch ein Blasofen um die ersten Schmelzversuche durchzuführen. Dieser Ofen wurde dann abgerissen und an diser Stelle war zu dieser Zeit ein neues Hochofengebäude im bau. 
  • Die Eisenverhüttung begann 1833 und dauerte bis 1848.
  • 1839 übernimmt eine französische Gesellschaft die Schmelzanlagen.
  • Bis 1840 trasportierten die Knappen das Erz in Hornschlitten von der Alp Tisch ins Tal zu einem Erzdepot. Von hier gelangte das Erz mittels Fuhrwerken zur Schmelze in Bellaluna.
  • Aus der im Abgang befindlichen Schmelze Flecs wurde das Erz zur Verhüttung nach Bellaluna transportiert.
  • 1847 wurde auch Erz aus dem Abbau am Schmorrasgrat nach Bellaluna zur Verhüttung transportiert.
  • 1847 wurde die Zinkproduktion eingestellt.
  • 1848 wurde auch die Bleiproduktion eingestellt. Es machten sich auch die Anzeichen eines Niederganges bemerkbar. Ein Grund dafür war sicher die immer schwieriger werdende Beschaffung an Holzkohle. Mitte des 19. Jh. waren grosse Teile im Albulatal abgeholzt und wichtigste Energiequelle für die Schmelzöfen versiegte.
  • Im Bericht vom 27. April 1852 wird erwähnt, dass die Sparkasse mit 75'000 fl (3/4 vom Gesamtkapital) am Schmelzerk Bellaluna beteiligt war. In der Versammlung der Kreditoren wurde entschieden die Gebäulichkeiten am 14. Juni zu versteigern, da sich keine Käufer finden liessen
  • In der Beilage zum Amtsblatt Nr. 15 wurde die Versteigerung am 14. Juni auf 10 Uhr im Rathaus Chur angekündigt.

Illustrationen

Titel Übersicht der Schmelzanlage Bellaluna
Gemeinde Filisur
Lokalität Bellaluna
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 2018
Titel Blick in den Schnitt durch den Wasserkanal und bergwärts Richtung Stulserbach
Gemeinde Filisur
Lokalität Bellaluna
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 2016
Titel Linker Röstofen
Gemeinde Filisur
Lokalität Bellaluna
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 2015
Titel Die beiden Röstöfen
Gemeinde Filisur
Lokalität Bellaluna
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 2016
Titel Blick gegen die Überreste der südlichen Aussermauer der vermutlichen Zinkdestillationsanlage
Gemeinde Filisur
Lokalität Bellaluna
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 2016
Titel Blick in die beiden Röstöfen
Gemeinde Filisur
Lokalität Bellaluna
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 2015

Literatur

Titel Verfasser Seiten Jahrgang  
Eisenlagerstätten der Gemeinde Bergün Müller Peter 10-13 1979 
Beschreibung des Bergwerkes zu Bellaluna in Graubünden Albertini Jacob Ulrich 1835 
Eisenlagerstätten der Gemeinde Bergün Müller Peter 7-10 1979 
Die schweizerische Eisenerzeugung ihre Geschichte und wirtschaftliche Bedeutung Fehlmann Hans und Durrer Robert 50-51, 114-115 1932PDF
Die Eisenerzlager im Val Tisch und Val Platzbi Helbling Robert 1895 
Bergwerke und Bergbau in Graubünden Fravi Paul 1-25 1978 
Rückmeldung der Kammer an den Bergrichter über seinen Antrag Kammer in Innsbruck 390' 1529 
Der Vogt von Castels wird gebeten die Fron anzugeben für das Schmelzwerk der Betreiber von Plurs/Piuro Kammer 430'-431' 1629 
Das Eisenwerk zu Bellaluna Brun Eduard 54-63 1988 
Das Baumann-Lager am Silberberg Davos von Arx Rolf 2-8 1993 
Das Zollamt in Finstermünz wird angewiesen Bergrichter Caspar Carl den ausstehenden Jahressold von 1623 auszuhändigen Kammer 126'-128 1633 
Versteigerungsanzeige der Schmelze Bellaluna Pestalozzi 1852PDF
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