Val Ferrera | Andeer

Das Abbaugebiet bei Gruoba wurde im 16. und 17. Jahrhundert "Silberberg" genannt.

Der Schmelzofen befindet sich an einer kleinen Felswand in der Nähe des nördlichen Teils des Bethlehem Stollen.

Dieser Ofen ist mit Nr. 17 auf dem Übersichtsplan eingetragen.

Die meisten Bauten auf Gruoba entstanden während der letzten Abbauperiode der englischen Val-Sassam Mines Company, mit Ausnahme des Schmelzofens.

 

In den Handschriften aus dem Beginn des 17. Jh. wird dieses Bergwerk, welches heute mit "Gruoba" bezeichnet wird, "Silberberg" genannt.

 

Übersichtsplan 

1) Römerstollen ; 2) Seilbahnstation ; 3) Rollbahngeleise ; 4) Bethlehem Stollen (19.h.), resp. diverse Gruben Sanct Daniel (16. Jh.) ; 5) Verstürzter Stollen ; 6) Möglicher Röstofen (?) ; 7) Tagbau ; 8) Tagbauspalte ; 9) Förderschacht ; 10) Grubenweg zum Tagbau ; 11) Magazin ; 12) Schmiede ; 13) Wohnhaus ; 14) Röstofen (?) ; 15a) Metacalcina Stollen ; 15b) Cantina Stollen ; 15c) Rebasso Stollen ; 16) Knappenweg ; 17) Schmelzofen aus dem 16./17. Jh.; 18) kleiner Stollen und Grundmauern eines Hauses, vermutlich 16./17. Jh.

 

Gemeinde Andeer
Lokalität Val Ferrera
Bezeichnung Gruoba
Gegenstand Schmelzofen
Erz
Position LV03 (Ost): 752789 / LV03 (Nord): 159584

Details

Vermutlich stammt dieser leider nicht mehr gut erhaltene Ofen aus de. 16. Jh.. Die Datierung von Kohlestücken aus den umliegenden Halden könnten Aufschluss darüber geben.

Heute lässt sich nicht mehr unterscheiden, welche Stollen aus dem 16./17 Jh. stammen, und welche aus der Neuzeit stammen. Einzig der Schmelzofen auf Gruoba ist ein Zeuge aus dem 16./17.Jh.

Das Abbaugebiet bei Gruoba wird in den Berichten von 1625/26 "Silberberg" genannt.

 

1625 muss eines der erfolgreichsten Jahre gewesen sein, denn es konnten fasst 100kg Silber gewonnen werden. Auch im darauf folgenden Jahr konnten fast 50kg Silber gewonnen werden. Besonders die Abbaue "Sant Daniel" und "beim Schauenstein" waren sehr ergiebig.

 

In den Berichten werden viele Angaben über den Silbergehalt der einzelnen Gruben gemacht. Dieser Varierte stark von Grube zu Grube. Folgende Beispiele sind typisch für die jeweiligen Gruben:

Tagbauspalte "St. Daniel am Tag": 14 1/2 Zentner zu je 4 Lot Silber. Silbergehalt: 0.12%

Grube "Schauenstein": 4 Zentner zu je 4 Lot Silber. Silbergehalt: 0.12%

Grube " St. Daniel auf der Tief": 11 Zentner zu je 18 Lot Silber. Silbergehalt: 0.56% (maximaler Gehalt: 0.8% Silber)

Grube "Schauenstein auf der Tief": 22 Zentner zu 5 1/2 Lot Silber. Silbergehalt: 0.1%

Grube "St. Daniel" 36 Zentner zu 10 Lot Silber. Silbergehalt: 0.3%

Grube "alter St. Daniel" 48 Zentner zu 7 Lot Silber. Silbergehalt: 0.21% (maximaler Gehalt: 0.8% Silber)

 

In 4 Wochen gewannen 10 Lehenhäuer in der Grube Schauenstein total 60 Zentner Erz (2.8 Tonnen)

 

Auf Martini 1625 zahlte die Gewerkschaft der Landschft Schams 5000 Pfund Lehenszins für 5 Jahre (1000 Pfund / Jahr).

 

Von den oberen Stollen konnten ettliche Holzproben in die Zeit zwischen 1735 und 1888 datiert werden.

Aus dem Römerstollen konnten 3 Holzproben in die Zeit von 1858 bis 1860 datiert werden.

Die Val-Sassam Mines Companies pachtete das Gebiet mit den Hauptabauen von Zillis-Taspin und Gruoba im untere Teil der Val Ferrera.

 

 

Geschichte

  • Mit der Information von Simon Ott, dem Bergrichter von Davos, an die Kammer in Innsbruck vom 7. Dezember 1534 beginnt der schriftlich belegte Bergbau auf Gruoba. In dieser Information schrieb Simon Ott, dass die Gewerken von ihm verlangen, dass er 12 Ster Erz zu 16 Gulden abkaufe, welches sie in der Grube St. Daniel am äusseren Silberberg abbauten.
  • 1570 erwähnte Fortunat Sprecher die Gruben
  • Am 11. März 1612 vereinbarten Thomas von Schauenstein und von Salis, die Erze nach Filisur zur Verhüttung zu transportieren.
  • 1613 wurde das Erz unter Thomas von Schauenstein abgebaut.
  • 1614 wurden die Gruben wieder erwähnt.
  • Nach 1618 führten Streitigkeiten zum raschen Niedergang der Abbautätigkeit unter Schauenstein.
  • Die Monatsberichte aus der Zeit von 1622, 1625 und 1626 erlauben einen detaillierten Einblick betreffen Belegschaft, Silbergewinnung und Aufwand.
  • Bereits 1683 wurden in einer Bergrelation mehrere Gruben erwähnt. Es ist zu vermuten, dass die Schrämmspuren im Römer-und Rebasso Stollen auf diese Zeit zurück gehen. 
  • Auch Scheuchzer (1707 und 1752) erwähnte den Abbau durch Feuersetzen.
  • Selb (1810) erwähnte ein Stollen am Felskopf (Pkt. 1560)
  • 1819 wurde eine Aktiengesellschaft gegründet.
  • 1864 wurde die Firma Val Sassam Mines Company als Tochtergesellschaft der John Taylor & Co. gegründet. Dank einem grossen Aktienkapital konnte die Gesellschaft die grosszügige Infrastruktur auf Gruoba erstellen. Dazu gehörte die Seilbahn und das Rollbahngeleise.
  • Im Schreiben vom September 1864 wurde berichtet, dass der Querschlag des Abbaues Della Calcina eine Länge von 14m hatte und die Gesamtlänge der Calcina Grube 119m betrug.
  • Im Bericht vom November 1864 wurde der Silbergehalt des Erzes auf Ursera auf 4,167 kg Silber pro Tonne Erz geschätzt. Noch im selben Jahr ergab die Analyse ein durchschnittlicher Silbergehalt von 900 Gramm auf 100kg gewaschenes Erz.
  • 1865 übernahm die Val Sassam Mining Company die Abbaurechte. Aus den Berichten gehen die Stollenbezeichnungen Caleina, Romana, Sopracaleina, Taylor und Deplozzo hervor, jedoch ohne nähere Ortsbezeichnung.
  • Im Bericht vom 31. Januar 1866 wurde erwähnt, dass dank gutem Wetter die Arbeiten am Rollbahngeleise, wie auch an den Aufbereitungsanlagen bereits im Mai begannen. Im Sommer konnte die Grube Calcina um 28,5m verlängert werden. Die im letzten Sommer begonnene Galerie Sopra Cacina konnte bis auf eine totale Länge von 120m erweitert werden. In den Gallerien Romana und Taylor wurde nur wenig gearbeitet. Die Delplozzo Gallerie wies wenig erzhaltiges Gestein auf, wurde aber zur Wasserableitung der anderen Gallerien und zu Förderung weiter vorgetrieben.
  • In den 8 Monaten vom 31. Jan. bis 30. Sptember 1866 beliefen sich die gesamten Kosten auf 26,959.39 Fr. Es wurden 40 Leute beschäftigt.
  • Im Bericht vom 8. November 1866 wurden die Gruben wie folgt beschrieben: (1) Grube Calcina ist am südlichsten gelegen und wurde bereits von den Vorgängern intensiv abgebaut. (2) Doppa la Calcina liegt nördlich von (1). Die Gruben (3) und (4) liegen nahe beisammen und werden nur durch eine dünne Kalkschicht getrennt. 
  • Im Sommer 1867 konnte der Stollen Calcina um 42.75m verlängert werden. Da der Erzgehalt gering war wurde der Stollen rückwärts nach unten vorgetrieben. Im Cantinastollen wurde ein Querschlag vorgetrieben. In der Sopracalcina Gallerie wurde ein kleineres Erzvorkommen "Cobel's Post" angefahren. Die beiden Abbauebenen "Romana" und "Delpozzo" hatten mittlerweile eine Länge von 158m. Im Cantina Abbau wurde mit einer neuen Galerie "Nora" begonnen, welche 15m unterhalb des Cantina Abbaues lag und auf gleicher Höhe mit dem Rollbahngeleise lag, welches zu Seilbahnstation führte.
  • Östlich des Abbaues Gruoba, gegen Roffla, wurden im Sommer 1867 Schürfungen vorgenommen.
  • Bis zum 31. Dezember 1867 konnten 67 Tonnen Erz abgebaut werden. Die Abbaukosten betrugen total 64,162.37 Fr.. Das Personal betrug 50 Arbeiter und es konnten 600 Zentner gewaschenes Erz abgebaut werden. Pro 100kg gewaschenes Erz konnten 800gr Silber gewonnen werden.
  • Aus dem Bericht vom 5. Februar 1868 ist zu entnehmen, dass eine kleine Menge Erz nach Spanien geschickt werden sollte um die Silberausbeute mittels Amalgamierprozess (barrel process amalgamation) zu ermitteln. Die Antwort viel sehr vielversprechend aus, denn fast alles Silber konnte extrahiert werden. Im Gegensatz dazu viel die Erzanreicherung mit dem Waschprozess vernichtend aus.
  • 1868 wurde der Abbau eingestellt aufgrund der stetig gesunkenen Metallpreise.
  • Die Liquidation der Val Sassam Mines Company erfolgte 1872.

Illustrationen

Titel Übersichtsplan von Gruoba
Gemeinde Andeer
Lokalität Gruoba
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 2015
Titel Schmelzofen, stark überwachsen
Gemeinde Andeer
Lokalität Gruoba
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 2018
Titel Schmelzofen, Aufsicht
Gemeinde Andeer
Lokalität Gruoba
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 2018
Titel Der stark überwachsene Schmelzofen
Gemeinde Andeer
Lokalität Gruoba
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 2018

Literatur

Titel Verfasser Seiten Jahrgang  
Verkauf von Erz aus der St. Daniel Grube am äusseren Silberberg Ott Simon 1534 
Berichte der Val-Sassam Mines Company von 1864 bis 1872 diverse 1864 
Monatsabrechnungen der Bergwerke Zillis, Avers und Schams, 1625 unbekannt 1625 
Gisement de cuivre gris argentifère d'Ursera: consession de Schams Lenicque H. 1884PDF
Empfehlungsschreiben an die Landsleute im Schams 1804 
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