S-charl | Scuol

Anhand der von Georg Landthaler gemachten Angaben muss es sich bei der "obersten" Schmelze um das Gebäude am östlichsten  Punkt vom Dorf handeln, welches am Berghang steht (rot eingezeichnet auf der Übersicht).

Gemeinde Scuol
Lokalität S-charl
Bezeichnung Oberste Schmelze
Gegenstand Schmelzofen, Verhüttung
Erz
Position LV03 (Ost): 821445 / LV03 (Nord): 177900

Details

Nebst einer im Berghang eingelassenen Mauer auf der östlichen Seite des heutigen Gebäudes ist am Berghang talaufwärts noch eine längsgezogene, überwachsene, Stützmauer erkennbar. Diese führte gegen Charbunera in die Clemgia, also ein Indiz, dass es sich um die Überreste eines Wasserkanales handelte.

Geschichte

  • Vom 14. Mai 1533 datiert ein Schreiben der Kammer an Bergrichter Hans Küenli, dass sich die Gewerken und Knappen über den schlechten Zustand der Schmelze beklagten. Deshalb beantragten sie die Unterstützung und Bewilligung für den Bau einer neuen Schmelze. Aus dem Schreiben geht nicht hervor um welche Schmelze es sich hadelte. Zu dieser Zeit waren drei Schmelzanlagen vorhanden.
  • Im Schreiben der Kammer vom 12. Dezember 1538 wurde eine järliche Silbergewinnung von nur 200 Mark genannt.
  • Im Schreiben vom 30. November 1549 werden in S-charl drei Schmalzanlagen genannt, wobei in zwei Schmelzhütten je zwei Schmelzöfen standen.
  • Im Schreiben der Kammer vom 3. November 1564 wurde Abt Martin von Marienberg angewiesen die unbenutzte "oberste Schmelze im Dorf" den Freigrüblern zu vermieten. 
  • Am 7. Mai 1616 informierte die Kammer den Bergrichter, dass eine Schmelzhütte für 44 Gulden an Leonhard Roa von Porta verkauft wurde. Um welche Schmelze es sich handelte geht aus dem Dokument nicht hervor.
  • Am 12. Februar 1652 wurde der Bergrichter angewiesen, sobald es die Schneeverhältinisse erlauben, Erzstufen einzusenden.
  • Im ersten Bericht von Georg Landthaler vom September 1814 schrieb er: "Die dritte Schmelzhütte ist im dem Dörfchen S-charl gestanden neben dem Haus, welches jetzt dem Sinticator Wioland in Schulz zugehört. Dieser erbaute an die nordöstliche Seite einen grossen Doppelten neuen Viechstall und fand beym beräumen der Holzhütte einen Schmelzofen, in welchem - warscheinlich in dennen Anzuchten - geschmolzenes Metall hervorkam. Nach der Sage des Hr. Sinticators Wioland, nahmen die Maurer dieses Metall heimlich mit fort, schickten es nach Schwatzz oder Brixleg im Tirol, wo es Probiert wurde, und das Resultat davon sey Zink oder eine Composition, gewesen: hingegen sagte mir Franz Wieland - ein gebürtiger Tiroler - der zu dieser Zeit bey Hr. Sinticator als Knecht diente; dieses hervorgekommene Metall sei Silber und Bleiy gewesen. ......"

Illustrationen

Titel Sicht vom Mot Madlain gegen S-charl mit dem Stall wo die Überreste der Obersten Schmelze zu finden sind.
Gemeinde Scuol
Lokalität S-charl
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 1999
Titel Übersicht der bergbaulichen Überreste in S-charl
Gemeinde Scuol
Lokalität S-charl
Fotograf Schreiber Martin
Jahr
Titel Bauetappen der Strasse nach Obere Biene und Ober Madlain
Gemeinde Scuol
Lokalität S-charl
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 1999
Titel Stützmauer hinter dem Stall der ehemaligen obersten Schmelze
Gemeinde Scuol
Lokalität S-charl
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 1999
Titel Wassekanal zur einstigen obersten Schmelze
Gemeinde Scuol
Lokalität S-charl
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 1999

Literatur

Titel Verfasser Seiten Jahrgang  
Verlehensurkunde an Ritter Gebhard von Ganda König Heinrich 1317 
Ordnung für die Freischmelzer über die Zinsen der Schmelze Vogler Jacob 1562 
Verkauf der Schmelze an Leonard Roe von Porta Kaiser Maximilian 57-57' 1616 
Dokumentation über das historische Blei- und Silberbergwerk in S-charl Schreiber Martin 2004 
Bericht Landthaler Georg 1814 
Der Historische Bergbau bei S-charl im Unterengadin Schreiber Martin 2004 
Bemerkungen auf einer Reise durch einen Theil des Cantons Graubünden Salis Carl Ulysses 173 - 178 1808 
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