Val Sesvenna | Scuol

In den Dokumenten aus dem 16. Jh. wird von Gruben im Val Sesvenna berichtet. Diese Angaben beziehen sich jedoch nicht auf den Abbau in der Westwand vom Piz Cornet. Auch die Beschreibungen von Georg Landthaler aus der Zeit um 1820 deuten nicht auf mögliche Stollen am Piz Cornet hin.

Erst in den Überlieferungen von Christian Walkmeister (1856) erfahren wir mehr. Damit sind die Stollen am Piz Cornet erst nach der Periode Hitz entstanden.

Gemeinde Scuol
Lokalität Val Sesvenna
Bezeichnung Piz Cornet
Gegenstand Erzabbau Untertag
Erz Blei, Silber, Zink
Position LV03 (Ost): 824010 / LV03 (Nord): 179440

Details

Christian Walkmeister berichtet im Manuskript von Prof. Deicke, welcher darin von drei Erzgängen schreibt, welche im Jahre 1856 im Triaskalk auf einer Höhe von 2400müM gefunden wurden. Der Chemist und Metallurgist Flathé analysierte die Erzproben und darauf hin wurde die Aktiengesellschaft Sesvenna gegründet. Es sind angeblich drei Hauptadern. Die erste ist fast senkrecht aufsteigend von 320 Fuss Höhe, jedoch mit geringer Ausdehnung. Die zweite Ader ist 250 Fuss höher mit beträchtlicher Ausdehnung und einer Linsenform von 2-8 Fuss Höhe. Die dritte Ader nochmals 30-50 Fuss höher und hat dieselbe äussere Form. Walkmeisters Abklärungen ergaben, dass die Gewerkschaft Seesvenna es nur gerade schaffte Versuchsbaue zu erstellen. Warum der Abbau eingestellt wurde geht aus den Unterlagen von Walkmeister nicht hervor.

Walkmeister wiedergibt auch ein Entwurf von Prof. Deicke über 13 Punkte der Statuten für die Gewerkschaft Seesvenna.

Auf den Siegfriedkarten sind zwei Gruben in der südöstlichen Steilwand vom Piz Cornet eingezeichnet. Diese Steilwand wurde am 24. Juli 2013 mit einem Helikopter abgeflogen und der eine Stollen wurde erkannt. Dieser liegt auf ca. 2500 müM bei Koordinate 824010/179440 und der zweite Stollen liegt etwas weiter unten auf 2440 müM bei Koordinate 823950/179410. Mit einen Drohnenflug konnte der obere Stollen aus der Nähe fotografiert werden. 

Laut Überlieferungen erfolgte der Zugang zu den beiden Stollen über den Bach vom Val Cornet, welcher sich durch die senkrechte Felswand eingefressen hatte. Mit Leitern und anderen Hilfsmittel gelangten die Knappen zum Punkt 2433. Von dort querten sie in einem Felsband zu den beiden Stollen. Aus Überlieferungen muss am oberen Ende des senkrechten Sturzbaches eine kleine Holzhütte gestanden haben. Überreste davon waren anfangs des 20. Jh. noch sichtbar und auch zu späteren Zeiten wurden Holzreste am Fusse der Felswand gefunden. So schreiben Coaz und Schröter in ihrem Bericht: ".... ferner im Val Sesvenna, am Cornet, wo jetzt noch Trümmer einer Holzriese vorhanden sind, auf welcher das Erz zu Tal geschafft wurde." Der obere Stollen ist sehr gut erkennbar und könnte noch befahren werden. Deutlich ist noch Grubenholz erkennbar.

Der Zustieg zu diesem Stolleneingang erfolgt über die Fuorcla Cornet, das Val Cornet hinunter bis auf die Höhe 2600müM und dann in südlicher Richtung zum Stolleneingang. Sehr steinschlaggefährdet und nur mit bester Kletterausrüstung machbar.

Von S-charl gegen die Alp Sesvenna befinden sich bei Pkt. 822550/179271 die Überreste eines Kalkofens.

Geschichte

Die Statuten der Gewerkschaft sieht ein Aktienkapital von 100'000 Fr. vor, verteilt auf 200 Inhaber Aktien. Die Dauer der Gesellschaft war auf 30 Jahre begrenzt. Der Zins pro Aktie wurde mit 5% berechnet und die Auszahlung von Zins und Dividende war auf den 1. Januar festgelegt. Der Verwaltungsrat bestand aus einem 3er Geremium und hatte die Interessen der Gesellschaft zu wahren. 

Es wurde mit einer Erzgewinnung von 12'000 Zentnern à 1.50 Fr. gerechnet. Daraus sollte ein Gewinn von 15'000 Fr. resp. 15% Dividende resultieren.

Illustrationen

Titel Der obere Stollen am Piz Cornet aus der Luft fotografiert
Gemeinde Scuol
Lokalität Piz Cornet
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 2013
Titel In der Bildmitte der obere Stolleneingang am osthang vom Piz Cornet
Gemeinde Scuol
Lokalität Val Sesvenna
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 2017
Titel Oberer Stolleneingang aus der Nähe
Gemeinde Scuol
Lokalität Val Sesvenna
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 2017
Titel Westseite vom Piz Cornett mit dem oberen und unteren Stolleneingang
Gemeinde Scuol
Lokalität Val Sesvenna
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 2011
Titel Unterer Stolleneingang am Piz Cornett
Gemeinde Scuol
Lokalität Val Sesvenna
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 2011
Titel Oberer Stollen aus der Nähe fotografiert
Gemeinde Scuol
Lokalität Val Sesvenna
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 2011

Literatur

Titel Verfasser Seiten Jahrgang  
Aus der Geschichte des Bergbaues in den Kantonen Glarus und Graubünden Walkmeister Christian 1887PDF
Vom Ofenberghaus in's Scharltal; Ein Besuch im Val Scarl Coaz Johann und Schröter Carl 5-16 1905PDF
Die Bergwerke im Scarlthale unbekannt 1882PDF
Bericht Landthaler Georg 1814 
Dokumentation über das historische Blei- und Silberbergwerk in S-charl Schreiber Martin 2004 
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