S-charl | Scuol

Der Stollen Untere Biene wird am einfachsten erreicht, indem man dem alten Erzweg der 4. Etappe folgt, bis auf 2000müM. Da dieser Stollen in einer kleinen Runse liegt wird dieser immer wieder verschüttet und kann nicht begangen werden.

Gemeinde Scuol
Lokalität S-charl
Bezeichnung Untere Biene
Gegenstand Erzabbau Untertag
Erz Blei, Silber, Zink
Position LV03 (Ost): 820830 / LV03 (Nord): 178541

Details

Dieser Stollen liegt am Südhang vom Mot Madlain auf 1990 müM. In der Literatur aus dem 15. und 16. Jh. sind keine konkreten Informationen darüber zu finden, welche den Abbau im Mittelalter belegen.
Im Frühjahr 1825 eröffneten zwei Knappen diese Grube. Trotz düsteren Aussichten begannen im Herbst 1825 zehn Arbeiter den Abbau in allen Richtungen auszudehnen. In den beiden Jahren 1825/26 konnten über 900 Tonnen Erz abgebaut werden. Das Abbauende wurde mit der Jahreszahl am Stollenende besiegelt.

Im Sommer 1986 wurde dieser Stollen geöffnet und konnte auf seiner gesammten Länge befahren und dokumentiert werden.

Aus dem Stollen Untere Biene konnten 5 Holzproben in die Zeit von 1704 bis 1830 datiert werden. 

 

Geschichte

  • Der Stollen untere Biene wurde 1814 durch Georg Landthaler wieder entdeckt, als er seine Bestandesaufnahme machte.
  • Im Frühjahr 1825 öffneten die Knappen in dreiwöchiger Arbeit den Stollen und fanden den alten Stollen in noch gutem Zustand.
  • Die ersten 13,9 m des Stollens waren gezimmert und danach führte der Stollen weiter in den Berg bis zu einer totalen Länge von 43 m.
  • Vom Sommer bis Herbst 1825 trieben die Arbeiter den Stollen weiter, in der Hoffnung ein gutes Erzvorkommen anzufahren, denn die ersten Versuche zeigten nur eine geringe Erzführung und zudem wies das Erz einen Geringen Bleigehalt aus.
  • Mit 10 Knappen wurde der Vortrieb in verschiedenen Richtungen vorgenommen. Jedoch machte das harte Gestein der Belegschaft zu schaffen.
  • Zur leichteren Förderung mit dem Stollenhund wurde das alte Holzgeleise erneuert und auch der Stollenquerschnitt wurde erweitert.
  • Die Bergwerksleitung zweifelte daran, jemals ausgiebige Erze zu finden. Aus diesem Grund untersuchte der Churer Ratsherr Capeller das Erz und kam zum Schluss, dass der Silbergehalt nur gerade die Hälfte sei im Vergleich zum Erzgehalt von Ober Madlain.
  • Gegen Ende 1825 stiess die Belegschaft auf ein kleineres Erzvorkommen, welches auf einer Länge von knapp 8m abgebaut wurde.
  • Trotz diesem Erzvorkommen konnten die Arbeiten nicht kostendeckend betrieben werden.
  • In 6 Monaten wurden ca. 132 t Erz abgebaut und nach einem kurzen Unterbruch wurde der Betrieb 1826 wieder aufgenommen.
  • Trotz effizienterer Erzgewinnung stiegen die Abbaukosten auf 17 fl. pro 100 Kerben gewonnenes Erz.
  • Der Höhepunkt der Abbautätigkeit auf Untere Biene wurde im Sommer 1826 erreicht, als der Abbau mit 15 Häuern betrieben wurde. In 12-stündiger Schicht bohrten die Häuer drei bis vier Bohrlöcher von 30 - 50 cm Länge.
  • In den Jahren 1825/26 konnten total 905 t erzhaltiges Gestein abgebaut werden.
  • Den Abbaukosten von 14 - 17 fl. pro 100 Kerben, stand ein Ertrag von 12 fl. gegenüber. Gerade der lange Transportweg von der Grube zur Schmelze schlug negativ zubuche.
  • Noch heute ist die Jahrzahl 1828 am Stollenende sichtbar eingemeisselt.

Illustrationen

Titel Grundriss Untere Biene
Gemeinde Scuol
Lokalität S-charl UB
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 1986
Titel Bauetappen der Strasse nach Obere Biene und Ober Madlain
Gemeinde Scuol
Lokalität S-charl
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 1999
Titel Kreuzmass, als Vorgabe für den Stollenquerschnitt
Gemeinde Scuol
Lokalität Ober Madlain
Fotograf Schreiber Martin
Jahr
Titel Unter Biene Eingang vor der Freilegung
Gemeinde Scuol
Lokalität S-charl
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 1986
Titel Untere Biene Eingang nach der Freilegung
Gemeinde Scuol
Lokalität S-charl
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 1986
Titel Abzweigung im Hauptstollen zur oberen Sohle
Gemeinde Scuol
Lokalität S-charl
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 1986
Titel Der Abbau in der oberen Sohle
Gemeinde Scuol
Lokalität S-charl
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 1987
Titel Die eingezogene Decke aufgefüllt mit taubem Gestein
Gemeinde Scuol
Lokalität S-charl
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 1987
Titel Jahreszahl 1828 am Stollenende
Gemeinde Scuol
Lokalität S-charl
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 1987
Titel Obere Gallerie mit anstehender Erzader
Gemeinde Scuol
Lokalität Untere Biene
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 1987
Titel Obere Gallerie mit Abbaubühne
Gemeinde Scuol
Lokalität Untere Biene
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 1987
Titel Gallerie mit Steigbaum
Gemeinde Scuol
Lokalität Untere Biene
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 1987
Titel Hauptstollen Untere Biene, Blick gegen den Eingang
Gemeinde Scuol
Lokalität Untere Biene
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 1986
Titel Erweiterung im Stollen Untere Biene
Gemeinde Scuol
Lokalität Untere Biene
Fotograf Schreiber Martin
Jahr 1987
Titel Portrait von Hans Hitz
Gemeinde Klosters
Lokalität Klosters Platz
Fotograf
Jahr

Datierte Holzproben

Holzprobe Nr. Beschreibung Datierung Spezies
06.014.013.000 Brett 110x30mm 1704 Arve PICE Pinus cembra L.
06.012.013.000 Brett 105x35mm 1817 Arve PICE Pinus cembra L.
06.010.013.060 Stamm r=60mm 1830 Arve PICE Pinus cembra L.
06.009.013.055 Stamm r=55mm 1801 Arve PICE Pinus cembra L.
06.007.013.000 Balken 130x75mm 1780 Arve PICE Pinus cembra L.
06.001.013.080 Stamm r=80mm 1852 Arve PICE Pinus cembra L.

Literatur

Titel Verfasser Seiten Jahrgang  
Bericht Landthaler Georg 1814 
2. Quartalsbericht 1825 Landthaler Georg 1825 
3. Quartalsbericht 1825 Landthaler Georg 1825 
4. Quartalsbericht 1825 Landthaler Georg 1825 
1. Quartalsbericht 1826 Landthaler Georg 1826 
4. Quartalsbericht 1826 Landthaler Georg 1826 
Beschreibung der Mine in S-charl Terraillon (?) 1827 
Bergwerk S-charl 1859 
Dokumentation über das historische Blei- und Silberbergwerk in S-charl Schreiber Martin 2004 
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