Geschichte
- Im Jahr 1317 wird das Bergwerk von S-charl erstmals erwähnt. König Heinrich VII. von Böhmen verleihte einer Gruppe von ehrbaren Männern das Bergwerk mitsamt der Schmelze.
- Schlechte Erntejahre und die grassierende Pest in der zweiten Hälfte 1349 führten vermutlich zur erneuten Verleihung des Bergwerkes.
- Am 27. Dezember 1349 bestätigte König Karl IV. auch die Nutzung aller Erze im bündnerischen Gebiet.
- Eine weitere Verleihung der Gruben fällt wiederum mit einem Pestjahr zusammen, denn am 16. November 1356 verlieh Graf Ludwig von Tirol die Gruben an Ulrich Planta. Er war ein Nachkomme von Conrad Planta, welcher das Bergwerk um 1317 bereits pachtete.
- Der Bischof von Chur liess sich am 15. September 1434 das Lehen erneut von König Sigismund bestätigen.
- Im Schreiben vom 30. November 1549 werden in S-charl drei Schmalzanlagen genannt, wobei in zwei Schmelzhütten je zwei Schmelzöfen standen.
- Am 2. Oktober 1459 bestätigte Kaiser Friedrich III. dem Bischof Ortlieb von Chur die Rechte für den Erzabbau zwischen Punt Ota und Martinsbruck.
- Mitte des 15. Jh. begannen die Herzöge von Österreich ihren Einfluss im Tirol zu verstärken. Unter der österreichischen Herrschaft wurde der tirolische Bergbau in 14 Gerichte aufgeteilt.
- In das Jahr 1470 fällt eine Auseinandersetzung zwischen Bischof Ortlieb und Herzob Sigmund über die Besitzrechte der Erzgruben in S-charl.
- 1490 wurde das Bergwerk unter österreichischer Herrschaft betrieben. Deshalb war es naheliegend, dass die Bergrichter durch die tirolische Herrschaft ernannt wurden.
- Der tirolische Bergrichter Hölzl musste 1492 auf Geheiss von Kaiser Maximilian I. eine Auseinandersetzung mit Jeronimus Rott in S-charl regeln.
- Ab dem 25. April 1496 wurde Bischof Heinrich endgültiger und alleiniger Besitzer der Bergwerke im Gebiet des Hochstiftes. Als Gegenleistung garantierte Österreich die Stellung von 500 Mann für Kriegsdienste. Dies lässt vermuten, dass der bevorstehende Schwabenkrieg mit langer Hand vorbereitet wurde.
- Am 1. Januar 1499 drangen österreichische Truppen ins Münstertal ein um von dort mit 200 Mann über S-charl ins Engadin einzudringen. Dies wurde jedoch verhindert durch ein paar Engadiener, welche sich beim sogenannten Knappentod (Sasstaglià) den eindringenden Kriegern entgegenstellten.
- Am 22. September 1499 besiegelte Maximilian den Frieden mit der Eidgenossenschaft, was ihnen auch die Freiheit eintrug.
- Am 1. Juli 1506 bestätigte Kaiser Maximilian dem Bischof Paul von Chur die Erze, Bergwerke und Regalien im Gebiet des Hochstiftes.
- Von 1508 liegt ein Besuchsbericht vor von Bergmeister Mathons Brugkhmoser über den Zustand vom Bergwerk in S-charl.
- Am 28. April 1513 wurde der Bergrichter in S-charl angewiesen die Erze aus den eigenen (Staatlichen) Bergwerken nach Hall im Tirol zu senden.
- In einem weiteren Schreiben vom Abt von Marienberg wurde S-charl als "wilde Insel" bezeichnet.
- Bis 1515 amtete Ulrich Agten in S-charl als Bergrichter. Von hier aus betreute er auch die Gewerkschaft am Silberberg.
- Eine grosse Herausforderung für die Belegschaft war der Bau des Erbstollens, welcher über eine Zeit von 1508 - 1562 dauerte.
- 1528 wurde der Bergrichter in S-charl von der Regierung in Innsbruck angewiesen das Erz zur Verhüttung nach Hall zu transportieren.
- Vom 2. Mai 1530 datiert ein Schreiben, dass die "Lutherische- und andeere Sekten" die Bergwerke zerstören, was nicht gestattet sei.
- Am 1. Dezember 1534 informierte Stefan Bely die Kammer, dass der Schmelzer namens Michel von S-charl nach Davos gekommen war. Dieser habe 24 Jahre lang in Rattenberg als Schmelzer gearbeitet. In Davos versprach er aus einem Ster Erz aus der Wassergrube 8 Gulden zu erwirtschaften. Als Michel in Davos ankam wurde er krank und konnte deshalb sein Versprechen nicht einlösen.
- Ab 1540 wurde der Abt von Marienberg teilweiser Besitzer des Bergwerkes. Zu dieser Zeit musst das Bergwerk sehr erfolgreich betrieben worden, sein, denn der Bergrichter informierte die Kammer in Inssbruck, dass der Abt im Jahre 1548 34 kg Silber gewinnen konnte.
- Nebst den schwierigen Verhältnissen im Bergbau, musste sich Bergrichter Jacob Vogler auch um die Ausschreitungen im Zusammenhang mit der Reformation kümmern.
- 1561 schloss die Jahresrechnung mit einem Verlust von 172 Florin ab.
- Obwohl sich der Bergbau in S-charl gegen Ende des 16. Jahrhunderts zunehmend verschlechterte, wollte die Regierung von Innsbruck das Bergrichteramt nicht aufgeben und deshalb ernannte sie Hans Ulrich Cristan als Bergrichter ab 1593
- 1577 wurden die Bergleute Meister Nutt Brassett, Michel Stark und Jakob Kasser an die Schmelze in Bergün abgegeben.
- Campell schreibt, dass das Bergwerk S-charl schon um 1580 in Abgang gekommen sei.
- Bergrichter Caspar Josh. von Porta berichtete 1602 über 4 Gruben in S-charl und einer im Val Sesvenna von einer Ausbeute von 170 kg Silber und einem Gewinn von über 3000 Florin Gewinn.
- Ab 1613 war Caspar Carl Bergrichter als Nachfolger von Porta. Damals muss das Bergwerk bereits in Abgang gwesen sein.
- Im Schreiben vom 7. Mai 1616 informierte die Kammer den Bergrichter, dass eine Schmelze an Leonhard Roa von Porta verkaufte. Um welche Schmelze es sich handelte geht aud dem Schreiben nicht hervor.
- Nach dem Schwabenkrieg war der Hass der Engadiner so gross, dass sie mit allen Mitteln versuchten den Bergbau in S-charl zu stören. Als am 26. Oktober 1621 die Truppen von Baldiron in das S-charl Tal eindrangen schlugen die Engadiner die Truppen zurück und erlangten damit ihre Freiheit.
- Mit dem Bergsturz von Plurs im Jahre 1618 und dem damit verbundenen Tod der Angehörigen der Familie Vertemate endet der Betrieb.
- In einem Schreiben an die Kammer in Innsbruck von 1634 bat der Bergrichter Caspar Carl das Bergwerk wieder aufzubauen.
- Am 12. Februar 1652 wurde der Bergrichter angewiesen sobald es die Schneeverhältinisse erlauben Erzstufen einzusenden.
- Am 3. Oktober 1652 erfolgte der Loskauf der Gemeinden im Unterengadin von Österreich.
- Mit dem Loskauf von Österreich ging dem Bergwerk auch die Treibende Kraft verloren.
- Die grassierende Pest zwischen 1667 bis 1670 mag ein weiterer Grund für den ruhenden Bergbau gewesen sein. In der Pallas rhaetica, welche 1672 gedruckt wurde, heisst es. ".. und hat der Fürst von Oesterreich noch seinen Bergrichter, obwohl das Bergwerk gar in Abgang gekommen."
- Nicolaus Sererhard schrieb 1742: "In eben diesem Thal waren vor Zeiten verrühmte Eisen und Silber-Bergwerke, die nunmehr abgegangen."
- Am 2. Oktober 1811 liess sich Johannes Hitz die Abbaurechte in S-charl auf 80 Jahre sichern.
- 1812 kam Johannes Hitz, Georg Landthaler und Obersteiger Andreas das erste Mal nach S-charl und liessen 140 Zentner Erz in Davos Verhütten. Die Ergebnisse war so positiv, dass Landthaler ein weiterse Mal nach S-charl reiste und einen ausführlichen Bericht verfasste.
- In der Bestandesaufnahme von 1814 erwähnt Landthaler die erste Schmelze und wie es schien die grösste Schmelze, welche 1/4 Stunde von S-charl entfernt war. An der südöstlichen Ecke war eine Stube erkennbar mit einem Grundriss von 15x18 Schuh. Anscheinend standen zwei Schmelzöfen in diesem Gebäude. An Steinen der abgetragenen Mauer konnte Landthaler Reste von geschmolzenem Bleiglanz und Schlacken erkennen.
- Der Versuchsbetrieb konnte erst 1819 aufgenommen werden.
- 1822 begann die Bergwerksgesellschaft mit dem Bau des Verwaltungsgebäudes. Der Maurermeister wurde angewiesen das neue Gebäude auf den Grundmauern der mittelalterlichen Schmelze zu bauen. Der Grundriss betrug 15,75x11.72 Meter. Um Kosten zu sparen wurde auf einen rechtwinkligen Grundriss verzichtet. Der Rohbau kostete 2147 Florin und dauerte ein Jahr. 6 Monate später war das Gebäude bezugsbereit und die totalen Baukosten betrugen 2998 Florin. Im Erdgeschoss war eine Bäckerei und eine Schreinerei eingerichtet.
- Ab 1823 begann der Abbau und die Verhüttung der gewonnenen Erze.
- In den Jhren 1823/24 übersiedelten einige Mitarbeiter vom Schmelzboden nach S-charl.
- Zwischenzeitlich sanken die Metallpreise, so dass Hitz in finanzielle Schwierigkeiten geriet und 1829 in Konkurs geriet.
- 1856 nahm die Gewerkschaft Sesvenna den Betrieb in S-charl nochmals für kurze Zeit auf. Rechtliche Prozesse setzten dem Betrieb ein Ende.